Wasser-Stadt Augsburg – Antrag zum Weltkulturerbe
1. Geschichte der Wasserversorgung in Augsburg
Allgemeines Beim Roten Tor in Augsburg stehen Wassertürme, die daran erinnern, dass Augsburg schon im 15. Jahrhundert eine ausgeklügelte Wasserversorgung hatte. Andere Städte wagten an eine solche Versorgung noch lange nicht zu denken. Und die Qualität des Wassers ließ in Augsburg nichts zu wünschen übrig. Auch heute noch hat das Augsburger Wasser Trinkwasserqualität. Die Trinkwasserversorgung der wasserreichen Stadt am Lech geht bis in die römische Zeit zurück. Neben den Wassertürmen am Roten Tor sind in Augsburg noch der Spital- oder Kastenturm sowie zwei weitere historische Wassertürme erhalten: ein Wasserturm am Mauerberg und einer am Oblatterwall. Die Wassertürme am Roten Tor und der Spital- oder Kastenturm besitzen noch ihre Pumpwerke.
Augsburger Wasserturm © Eva Stuhlmüller (www.augsburg-parrot.de)
Geschichte Bereits die Römer haben Brauchwasser in die Stadt Augsburg geleitet. Im Mittelalter wurde das Kanalsystem aufgebaut, das auch heute noch die Augsburger Altstadt? durchzieht. Aus dem Jahr 1346 gibt es eine Urkunde, die von einem hölzernen Stauwehr berichtet. Es stand im Südosten der Stadt. Von 1412 stammt der erste Augsburger Wasserturm. Seine Aufgabe war es Wasser aus den niedriger gelegenen Flüssen Wertach und Lech in das höher gelegene Augsburg zu bringen. Ab 1558 leitete man das Wasser nicht nur in öffentliche Augsburger Brunnen, sondern auch in die Häuser von Patriziern. Der so genannte "Wasserzins", den die Stadt erhob, sollte die Kosten der Wasserversorgung abdecken. 1879 wurde das Wasserwerk am Hochablass gebaut, das damals eine technische Sensation war und noch heute erhalten und funktionsfähig ist. Am 16. Januar 2011 beschloss die Stadt Augsburg, sich mit dem Thema "Wasser" um den Welterbe-Titel der Unesco nach 2018 zu bewerben. Götz Beck, der Geschäftsführer der Regio Augsburg Tourismus GmbH, bekam den Auftrag die Bewerbung zu koordinieren. Das Thema "Wasser" wurde gewählt, weil ein so umfassendes Thema neben Bewerbungen von einzelnen Bauwerken sehr selten ist und man sich deshalb Chancen bei der Unesco ausrechnete, das es kaum eine Stadt in Europa gibt, die so früh eine so ausgeklügelte Wasserversorgung vorzuweisen hatte wie Augsburg.
2. Wasserwerke am Hochablass Ein ehemaliges Wasserwerk in Augsburg, das für den Beginn der modernen Wasserversorgung in Augsburg steht und zur Entstehungszeit als technisches Wunder galt. Heute dient es der Stromversorgung von rund 2.300 Privatpersonen. Es kann als einzigartiges industriegeschichtliches Denkmal gewertet werden und dient den Stadtwerken Augsburg als Technikmuseum und Trinkwasserinformationszentrum.
Allgemeines Das heutige Wasserwerk am Hochablass ist eine einzigartige Verbindung von Architektur und original erhaltener Wassertechnik des 19. Jahrhunderts. Als Baudenkmal erinnert das Wasserwerk an eine fast 100 Jahre lang betriebene Anlage großstädtischer Trinkwasserversorgung, in der man den Glanz des Industriezeitalters auch heute noch spürt. Im historischen Wasserwerk am Hochablass wurde früher frisches Trinkwasser aus Brunnen des nahen Siebentischwalds gepumpt und ins städtische Wassernetz von Augsburg eingespeist. Verschiedene Wasserturbinen-Typen im Keller des Gebäudes lieferten dazu die Energie. Selbst wurden sie von den unter ihnen strömenden Fluten des Lechs angetrieben, der von hier etwa 300 Meter kanalaufwärts am Hochablass -Wehr aufgestaut wurde. Das Pumpen von Wasser mittels Wasserkraft und ohne einen Wasserturm war zur Entstehungszeit dieses Wasserwerkes am Hochablass ein technisches Wunder. Man nannte es einen Tempel der Technik. Augsburg hat die städtischen Bürger schon früher als andere Städte mit sauberem Trinkwasser frei Haus versorgt und erregte durch diese innovative Wasserversorgung ohne Hochreservoir und Wasserturm international Aufsehen. Das Maschinenhaus liegt über dem Neubach, einem der zahlreichen Augsburger Lechkanäle. Das Gebäude hat eine spätklassizistische Westfassade mit zwei Türmen. Die Halle ist 37 Meter lang, 17,5 Meter breit und 7 Meter hoch. Wie wichtig den Augsburgern ihr Wasserwerk war, zeigen die alten Dekorationsmalereien im Inneren und der Terrazzo-Fußboden. Das Bauwerk ist auf Pfählen begründet. Die Malereien zeigen Delphine, Schwäne und Palmettenmotive. Die Farbe gehen von Ultramarinblau, über Englischrot, Rußschwarz, Ocker bis hin zu Grün. Die Wasserpumpen im Gebäude sind noch gut erhalten. Ab 1879 pressten sie etwa 4 Mio. Kubikmeter Wasser ins Augsburger Leitungsnetz.
Geschichte
Am 26. November 2010 stellt Franz Häußler? sein Buch „Augsburgs historisches Wasserwerk. Ein einzigartiges Technikmuseum“ erschienen im context verlag und herausgegeben von der Stadtwerke Augsburg Wasser GmbH? vor. In dem Buch werden nicht nur Entstehung und die technischen Entwicklungen im und um das alte Wasserwerk, sondern auch seine lange Vorgeschichte erklärt.
Die drei frühen Wasserturbinen trieben über Zahnrädervorgelege und Kurbelwellen sechs liegende Kolbenpumpen an, die doppelt wirkten. Die Turbinenleistung betrug insgesamt 160 Kilowattstunden bei einer Pumpenleistung von 864 Kubikmetern pro Stunde.
3. Augsburg bewirbt sich um Weltkulturerbe-Titel
Der Weg zum Titel "Welterbe" ist lang. Augsburg hat gestern beschlossen, ihn zu gehen: Die Stadt will sich mit dem Thema "Wasser" um die begehrte Unesco-Auszeichnung bewerben.
Die Wassertürme am Roten Tor wurden vor Kurzem saniert. Foto: Wyszengrad
Hintergrund: Derzeit werden neue Welterbe-Kandidaten für die Zeit nach 2018 gesucht. Jedes deutsche Bundesland ist aufgefordert, zwei Vorschläge einzureichen. Die Kultusministerkonferenz wird daraus eine gesamtdeutsche Liste erstellen und sie an die Unesco weiterleiten. Koordiniert wird die Augsburger Bewerbung von Götz Beck, Geschäftsführer der Regio Augsburg Tourismus GmbH. "Wir gehen davon aus, dass 60 bis 70 Bewerbungen eingehen. Für Bayern werden dann zwei Vorschläge ausgesucht", sagt er. Interesse haben unter anderem Passau, Rothenburg und Nürnberg angemeldet. Das Thema Wasser bietet laut Beck Chancen auf Erfolg: Die klassischen Altstadt-Bewerbungen oder Vorschläge von Bauwerken sind bei der Unesco nicht gerne gesehen. Es gibt bereits zu viele davon. "Ein so umfassendes Thema wie die Wasserversorgung, die dadurch mögliche Ansiedlung von Handwerkern und Industrie ist dagegen eher selten", weiß der Regio-Chef. Augsburg hat in diesem Bereich viel zu bieten: die Prachtbrunnen von de Vries, die frisch sanierten Wassertürme am Roten Tor, die Lechkanäle, die Bedeutung von Lech und Wertach ... "Experten haben uns versichert, dass es kaum eine Stadt in Europa gibt, in der man Industriekultur so kompakt erleben kann wie in Augsburg", so Beck. Ob es Augsburg über die bayernweite Ebene hinaus schafft, ist fraglich, sagt auch der Kulturreferent: "Die Chance, alle Runden zu überstehen, ist gering, die Konkurrenz ist ja sehr groß. Aber wir wollen die Gelegenheit beim Schopf packen. Schließlich muss sich Augsburg mit seiner Geschichte nicht verstecken." Zudem könne alleine der Bewerbungsprozess Impulse bringen.
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